... Und es bedeutet auch nicht, dass ich andere gewalttätige Darstellungen in anderen Medien abschaffen wollen würde. Sicherlich gibt es auch in anderen Medien durchaus Darstellungen, welche man sehr kritisch betrachten muss und die man lieber nicht zeigen sollte. Aber auf diese Darstellungen kann ich als Konsument keinen direkten Einfluss nehmen, bei den Killerspielen hingegen schon. Warum muss man bei diesen Spielen seine Gegner töten, statt sie einfach nur zu überrumpeln und zu fesseln? Und warum muss das ganze Gemetzel derart detailgetreu dargestellt und nicht nur dezent angedeutet werden? ...
Das ist aber reichlich inkonsequent in Bezug auf die harte Forderung "Killerspiele" zu kriminalisieren. Wo soll man da die Grenze ziehen? Soll man rein auf die Gewaltdarstellung abzielen oder ist nicht eher die Glorifizierung von Gewalt und Tod (Spartacus: Blood&Sands, 300, Punisher, Last Man Standing, Saw 1 bis x, Tekken um nur einige Beispiele zu nennen) wie z.T. auch in diversen Kriegsfilmen dargestellt, das eigentliche "Problem"?
Aus meiner Sicht sind derartige Spiele nichts wesentlich anderes als ein Actionfilm mit Interaktionsmöglichkeiten, was deutlich unterhaltsamer als ein Film ist, weil man mitten im Geschehen drin ist. Aber es ist letztlich eben nur ein Film. Die meisten Shooter sind ja auch so aufgebaut (Story-Telling). Im Multiplayer-Modus spielen die Gewaltdarstellungen in aller Regel keine Rolle, werden sogar oftmals abgestellt/reduziert (Counterstrike) - weil sie den Spielfluss und Übersicht behindern. Außerdem ist das Geschehen in Multiplayer-Partien oftmals so hektisch, dass Du von der Grafik soviel gar nicht mehr wahrnimmst. Die detailreiche Darstellung ist also nur für den Solo-Modus aka Film interessant - und damit hätten wir wieder den Bogen zu den eingangs genannten Filmproduktionen.
Auf der einen Seite sagt man, Kampfsportarten wie z.B. auch Boxen wären u.a. gut zum Agressionsabbau. Bei Ego-Shootern gilt das IMHO ähnlich.
Eine andere Frage tut sich auch auf: Ist Gewaltdarstellung ohne "Anzeige" der Konsequenzen dann akzeptabel? Oder wäre das sogar falsch und Gewalt muss immer mit den real verbundenen Konsequenzen gezeigt werden?
Nehmen wir ein übliches Filmszenario an: Spezial-Millitäreinheit (die gute Seite) jagt böse Terroristen - wie realistisch würde ein Film oder Spiel wahrgenommen, wenn es nur unverletzte Gefangene gäbe und alles klinisch und ethisch einwandfrei abliefe? Absolut unrealistisch - wir wissen alle, dass das so nicht ist und würden das dementsprechend als Verunglimpfung ablehnen.
Ergo: Es gibt kein Schwarz-Weiß in diesem Thema, ein Verbot von sogenannten Killerspielen würde nix bringen - außerdem gibt es schon entsprechende Regelungen, nicht umsonst landen diverse Titel auf dem Index und sind damit nur schlecht verkäuflich.
Gewalt gehört (noch) zu unserer Gesellschaft - auf den Straßen, im Fernsehen, in der Musik, in Spielen und sonstwo in der Welt. Deine Forderung stellt letztlich nix anderes als das berühmte Feigenblatt dar. Ähnlich wie die sinnlose Forderung nach Internet-Filtern usw. Gewalt findet statt - ob mit oder ohne "Killerspiele". Ich finde es wichtiger, dass z.B. Eltern vorrangig ihre Verantwortung wahrnehmen.
Kleine Anekdote aus früher genannten LAN-Parties: Eintritt nur ab 16++, Kiddie steht vor mir - Ich: Und Deinen Ausweis, bitte?! - kurzer Blick drauf = 15 - Ich: Sorry, meine Junge is' nich wegen Alter und so - Chef der Partie völlig entsetzt zu mir: Ne, können wir nich machen, das ist der Sohn vom örtlichen Polizeichef, pascht scho ... *in-die-Tischkannte-beiß*
Es gibt also ganz andere Probleme vorrangig zu lösen, als noch ein weiteres sinnloses Verbot zu schaffen. Und warum wird eSport und Gaming in Deutschland oftmals sofort mit "Killerspiele" und Amoklauf sowie Mord und Totschlag assoziiert. IMHO ist das ein spezifisch deutsches Problem. Weltkriegstrauma? In anderen Ländern ist das doch auch kein Problem?