Nachdem ich in den letzten posts begann verschiedene Punkte ganz klar zu machen wollen - etwa
Sinn der Distro; Beleg daß die
Installierung jetzt u.a. auf einer leeren Festplatte funktioniert usw - möchte ich nun auch noch die
Zielgruppe etwas direkter beschreiben. Das halte ich deshalb für wichtig, um a) zumindest eine der typischen Zielgruppen und Benutzer von Rechnern zu beschreiben und b) die Diskrepanz zwischen der Denkweise und Situation von Programmierern, meinetwegen auch noch solchen in Zentraleuropa, zur Realität und Situation des zahlenmäßig jedenfalls größten Anteiles der Weltbevölkerung, Computer-Nutzern und potentiellen Anwendern von als universell erwünschter open-source-Software, zu verdeutlichen.
Denn diese Diskrepanz zwischen Programmierern und potentiellen Benutzern zu beheben - was in den Köpfen der Programmierer, nicht bei der Zielgruppe, zu erreichen ist - ist nicht nur dienlich sondern unbedingt erforderlich zugunsten aller Beteiligter als auch zum Fortgang des open-source-Modelles und seines Uberlebens etwa ggnü. gewerblicher Konkurrenz.
Nachfolgende Beschreibung soll niemand diskriminieren (schon in rechtlicher Hinsicht wird dadurch niemand konkret benannt; benachteiligt ...)
sondern nur in direkter zwecks bestverständlichster Weise die Situation verdeutlichen. Andererseits ist Französisch-Guyana noch Teil der Europäischen Union mit einem Mindestmaß an sozialer Sicherheit, also sind in echten 3-Welt-Ländern mit dem größten Teil der Weltbevölkerung noch weit größere Differenzen zum europäischen Leben und Denken vorhanden. Vorher hatte ich in Brasilien gewohnt, da ist alles noch viel ärmer, hatte ich nur einen sehr alten Rechner und nie Internet, zBsp an Server, VMware überhaupt nicht zu denken . Das deutsche Konsulat hat mir zeitweilig 100 Euro Fürsorge bezahlt, keinerlei Krankenversicherung, hier die Franzosen geben 390 Euro und Krankenversicherung
An vielen Stellen waren vor wenigen Jahren noch slums, denn die Franzosen haben nie etwas getan, erst in den letzten Jahren wurden von europäischem Geld Sozialwohnungen gebaut. Die Fehlwirtschaft ist aber total; viele davon sind jahrelang leer und dann zieht einfach jemand ein und wohnt da kostenlos, so auch ich seit 3 Jahren.
Praktisch alle Familien haben Computer, sogar neue und oft mehrere, die hier billigst direkt aus China einfegührt werden und wozu die Sozialhilfe mehr als reicht; ebenso alles moderne Zubehör wie wifi Die Denkweise der meisten Benutzer ist strikt funktionell, theoretische Fragen (etwa, open oder proprietäre Treiber, Software etc) werden meist nicht einmal verstanden und interessiert keinen. Hier in der Kolonie sind 80% der Bevölkerung Schwarze, 40% arbeitslos, 40% Analphabeten, 20% drogensüchtig. Schwarze beispielsweise interessieren sich nicht so sehr für komplizierte technische Sachen, aber mehr in Richtung Musik, Tanzen, Sport usw.
Vergleichsweise viele machen fast professionelle Videos, schneiden sie, kopieren Musik hinzu; andere nehmen ihren Computer mit auf Feten um dort Musik abzuspielen, insbesondere zu mixen; alldas machen sie gut und einige fast professionell. Ansonsten wird der Rechner fast ausschließlich für Filme gucken, Spíele, surfen im Internet benutzt. Server gibt es mW hier nur 4 - selbst die der Internet-Provider francetelecom oder ool sind in Guadalupe oder Frankreich. Ich habe bis heute nicht eine einzige Person getroffen die etwas über Linux wußte, selbst in der Universität ist es nicht zu finden (sicherlich in der Raketenstation in Kuru, die ich aber bei allen Betrachtungen hier einmal ausnehme).
Hier findet man bzw fand bis vor Kurzem ausschließlich W$. M$ hat es ja bekanntlich geschafft, sich diesem Benutzerprofil anzupassen, wo Linux Schwierigkeiten hat. Andererseits leidet jedermann unter den typischen W$-Problemen wie Virus oder Langsamkeit nachdem man mehr als 5 Programme installiert. Einige haben fortwährend ihre
Rechner kaputt, W$ startet nicht oder ist unbegrenzt langsam. Und das ist dann nur eine Frage der Zeit und wird auch den hartgesottensten irgendwann zu dumm.
Relativ oft repariere ich solche Rechner, für gute Bekannte umsonst, sonst gegen Bezahlung. Hier erzähle ich dann über Linux, habe ohnehin idR ein live- oder rescue-CD dabei um die Daten zu retten. Bei nahezu 100 % besteht Bereitschaft, Linux auszuprobieren.
Nun kommt das Wichtigste: alles hängt AUSSCHLIESSLICH davon ab, daß Linux nicht kompliziert ist, sowie daß es funktioniert, mindestens ebensogut wie W$. Und einfach einzurichten und zu bedienen ist, incl. sodaß man es ggf. selbst neuinstallieren, bei Bekannten installieren kann usw. Unbedingt funktionieren müssen Internet, wifi, bluetooth, webcam und alle anderen Geräte, insbesondere dann wenn dies zuvor in W$ funktioniert hatte !!! Es nützt überhaupt nichts, viel über die Vorteile von Linux zu erzählen, aber dann wenn man weggeht gehen Internet usw nicht. Man hat nicht einmal Zeit, am nächsten Tag mit fehlenden Drivern o.ä. wiederzukommen. Da haben die Leute schon längst W$ wieder installiert.
Ferner muß Software vorhanden sein, die absolut o.g. Profil entspricht und mindestens so gut wie entsprechende W$-Software ist. Auch hier unbedingt; wenn das Kleinste fehlt, reinstallieren die Leute W$.
Nun gibt es einfach W$-Programme, von denen Linux-Programme noch meilenweit entfernt sind. Daher muß wine laufen und alle solcher Programme. Eins davon ist Virtual DJ. Das hat hier wirklich jedermann und es ist undenkbar es nicht zu haben, unmöglich schon wegen der genannten Anwendung auf Feten usw. Bereits unter W$ hat es alle Konkurrenten verdrängt, und es gibt kein Linux-Programm was ihm mit allen Funktionen und Effekten auch nur annähernd nahekäme. Das Fehlen dieses einzigen Programmes war der Hauptgrund, warum viele Leute selbst ein sonst völlig funktionierendes Linux wieder durch W$ ersetzt haben. Auch unbedingt dazusein haben Video-Studios; hier gibt es jedoch ausreichend gute Linux-Programme wie MainActor. Ich will nur klarstellen, daß das Fehlen von auch nur einem von rd. 10 grundsätzlichen Anwendungen oder gleichwertigem Ersatz zum dumpen eines sonst perfekten Linux führt.
Andererseits gibt es hier kaum Server, jedenfalls haben 99,999% der Bevölkerung keinen und viele wissen auch nicht was das überhaupt ist. Dagegen universell verwendet wird MSN, ferner Gnutella-Klienten wie Shareaza oder Limwire zum downloaden als auch Weitergeben aller Arten und Unarten von Videos. Von diesem Bereich gibt es wenigstens aMSN und Limewire für Linux, Shareaza ist deswegen entbehrlich.
Das beste Linux -Grafikprogramm ist Gimp was ich daher auch mit hoher Priorität behandele. Aber für kompliziertere und fast-professionelle Anwendungen ist photoshop nötig und hier auch allgemein verbreitet, das bezeugt auch die höchste Priorität die ihm durch wine gegeben wurde, wo es inzwischen läuft.
Ansonsten wäre noch zu nennen der Bereich der Kopierprogramme. Hier ist k3b völlig gut. Und der Video- und Sound-Programme, hier ist mplayer nebst Metastasen wie kmplayer, smplayer gut, wenn nicht gar besser als W$-Programme. Nötig jedoch maximal viele codecs. xine dagegen kann man einäschern, erst Recht VLC
Periphäriken haben unbedingt alle zu funktionieren; wenn was nicht geht, ist Linux schnell wieder draußen. Hier gibt es derzeit noch Probleme mit usb-Modems, zum Glück kommen die selten vor. Hier unbedingt nötig: maximal firmware, und ndiskwrapper.
Zwar nicht so unerläßlich, aber doch gut ist noch ein Mindest-Sortiment an Spielen.
So, das ist was dazusein hat oder sollte, ohne daß der Benutzer mir gegenüber, oder ich andersdenkenden Programmierern gegenüber, in eine Diskusion eintreten will. Wenn was fehlt, fliegt Linux sofort raus.
Ein großes Problem mit W$ in der Praxis ist die Anfälligkeit gegen Viren, fehlende irgendwas32.dll-Dateien sodaß es nicht startet usw. Zwar nicht leicht und sofort, aber letztlich doch binnen 10 Tagen, findet sich immer irgendein Bekannter, der ein (meist gecracktes) W$ -CD hat und es fertigbringt, es zu installieren. DABEI GEHEN REGELMÄSSIG ALLE DATEN VERLOREN, meiner Schaätzung nach in unter 5% der Fälle ist die Person so qualifiziert daß sie die Festplatte in einen anderen W$-Rechner klemmt und irgendwelche Daten rettet; wenn dann noch die Partition Probleme hat sodaß auch nur chkdisk laufenzulassen wäre, in praktisch 0%. Die Theorie mag anders sein; die Praxis ist jedenfalls so. Kenntnis von Linux-live-CD's auch praktisch 0.
Und hier hat mein SYS den größten Eindruck erzeugt. Schon nach ca. 10 sek. Startdauer des rescue-Systemes kann man in den meisten Fällen seine W$-Daten zumindest wieder sehen, psychologisch extrem beruhigend daß sie nicht verloren sind, was bereits schon für sich den Effekt hat, daß man sehr erfreut über SYS ist und stets auch einer Installierung zustimmt -- trotz idR ausdrücklichem Hinweis daß ungünstigstenfalls ein kleiner Teil der Daten kaputt gehen kann.
Anschließend sieht man dann die Installation, jetzt ganz reibungslos und unkompliziert abgehend, in ca. 15 Min. erhält man ein fertiges System mit vielen Programmen. Meist erinnert man sich da noch an die letzte langdauernde W$-Installation. Auf dem Desktop ist ein icon der W$-Partition, und man kann wieder all seine unter W$ 'verlorenen' Bilder, Filme, Dokumente öffnen und benutzen.
Da ja fast immer schon von W$ her im ADSL-Modem user/password eingetragen sind und die Leitung funktioniert, hört man 2 sek. nach Anklicken des SYS-connection-Managers ein 'plink' und Internet funktioniert. Auch das, verglichen mit der langen Erstprozedur unter Windows, erzeugt höchste Beeindruckung.
Dem Benutzer lasse ich dann immer das Install-DVD. Und Viele gehen dann damit zu Nachbarn und, da alles automatisch geht, legen es dem auch ein, selbst wenn sein System noch völlig ging ...
Das sind die Kriterien, nach denen ich SYS gemacht habe, und in dieser Weise pflanzt es sich hier derzeit zur bisher völligen Zufriedenheit der Benutzer fort. Ich hoffe daß das auch so bleibt.
VMware ??? Kennt hier wirklich niemand !! Kenn ich auch nicht, habe ich nie gesehen, zum ersten Mal davon gehört hier im Forum als es damit Probleme mit SYS gab. Brauche ich wohl auch nicht, mein von Slackware zu SYS gewandelter Server läuft jedenfalls ohne; die Leitung stürzt zwar dauernd ab aber der Server selbst funktioniert exzellent.
Das ist der Reise-Wetterbericht Karibik über die heitere Wetterlage hier. Deswegen bin ich eigentlich auch sehr verwundert, daß in Deutschland mit SYS alles schieflaufen soll, SYS schlecht und eine Perversion gegen den freien Willen sei usw. Das sollte mal jemand den bisherigen Benutzern hier erzählen ...
Meiner Meinung nach sind es Anwendungen wie obige, die über 90% der Bevölkerung auf ihren Rechnern haben will, und die ein Linux -System bringen muß damit es sich gegenüber W# durchsetzt. Und die Installation sollte maximal einfach sein, so daß es sich unter der Bevölkerung von selbst verbreitet.
Ich hoffe, daß die Diskusion nicht dauernd wieder auf diese nunmehr hinreichend abgehandelten Punkte zurückkommt, sondern mehr in technischer Richtung geht. Nicht in prinzipieller Hinsicht, sondern in technischer ist SYS noch verbesserungsbedürftig.
Schon spät und ich bin sehr müde, morgen überarbeite ich diesen Beitrag noch einmal