Hervorragend Charli. Das "Quartalsmanagement", was leider aus dem amerikanischen herübergeschwappt ist, denkt nur an das kurzfristige Unternehmensziel. Sieht man Unternehmen, wie z.B. Technisat, die nur in Deutschland produzieren, kann ich da sehr wohl deutliche Qualitätsunterschiede z.B. bei Receivern sehen. Ich kaufe übrigens auch konsequent Technisat, weil es ein rein deutsches Unternehmen ist.
Ich bin übrigens kein "Geiz ist geil"-Vertreter. Ich hab kein Problem damit, wenn der Sat-Receiver von Technisat 129€ kostet, anstatt wie der chinesische für 39,90€. Das sich das nicht jeder leisten kann, ist mir vollkommen bewusst. Der so oft zitierte "kleine Mann" bekommt zu wenig ab vom großen Kuchen. Globalisierungskritiker schieben das auf die Globalisierung, ich sage, es liegt schlicht und ergreifend am verantwortungslosen Denken der Unternehmensführung, die die reine Profitsucht packt. Wenn ich ca. 3.000 Menschen in Lohn und Brot habe, habe ich auch 3.000 potenzielle Kunden. In Afrika sehe ich jetzt nicht so den Markt...
Der Hauptkritikpunkt an Nokia ist die Subventionshopperei. Natürlich ist es legitim, aber der Staat erhofft sich natürlich langfristige Arbeitsplätze durch solche Investitionen. Politik kann nämlich keine Jobs schaffen, nur die Rahmenbedingungen dafür. Passend zum allgemeinen gesellschaftlichen Verfall nutzen aber auch die Großunternehmen jeglichen "Cookie" aus, um irgendwie die Bilanzen aufzubügeln. Das ist es, was Nokia so ins schlechte Licht rückt! Nur weil Nokia x% mehr Unternehmensgewinn herauspressen will, schließen sie ihren Standort - nicht etwa weil es schlecht läuft.
Dann nochmal zu den BRIC-Staaten, die angesprochen wurden. Ganz nett, was Dein Wirtschaftslehrer da schreibt, aber letztlich ist das auch nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass diese Staaten (mit Ausnahme von China) extrem von den FDI (Foreign Direct Investment) abhängig sind. Diese Investitonen werden schneller abgezogen, als es den Staaten lieb sein kann. Der ungehinderte Fluss von Kapital ist es, der diese Staaten aufblühen lässt. Strukturpolitisch meiner Meinung nach eine Katastrophe. Wer spricht schon davon, dass Russland bettelarm ist und der Aufschwung nur auf Basis der Rohstoffe klappen kann? Ich könnte diese Thematik noch weiter führen, aber halte das (im Moment noch) nicht für zielführend.
Letztlich, und hier ist das große Problem, hängt an all dem Kapital eine Menge Mensch. Die Chance Deutschland liegt in seinen Köpfen. Wir müssen eine Art Think-Tank werden und deshalb sind die Investionen in den Bildungsbereich unabdinglich. Wir werden NIE in der Lage sein, China in der Massenproduktion zu verdrängen. Die Werkbank der Welt (China) wird aber auch nie in der Lage sein an Deutsche Ingenieurskunst heranzukommen. Egal, wie sie es versuchen. Das müssen wir ausbauen und nutzen.
In sofern wird es mittelfristig gewiss weitere Schließungen von Werken geben. Es ist also eine intelligente Förderung des Mittelstandes von Nöten. Die Großunternehmen denken, produzieren, kaufen. verkaufen und entwickeln international. Dort sind Subventionen nicht zielführend. Wenn Deutschland als Standort attraktiv ist (und verdammt, das sind wir!), dann kommen die schon. Allein um einen möglichen Absatzmarkt von 82,5 Millionen Menschen zu bedienen, die sich z.B. ein E90 leisten können...
So long,
--marneus