[Diskussion] Zu Google-Analytics bekennen

Eine IP-Adresse kann bestensfalls einer Telefondose zugeordnet werden. Im Büro mit 50 Arbeitsplätzen kann von einer Identifikation über die WAN-IP keinesfalls mehr die Rede sein - damit erübrigt sich auch die Frage, ob eine IP-Adresse ein persönliches Datum darstellt.

Auf der anderen Seite sind telemediale Dienstleister verpflichtet, genau diese vermeintlichen personenbezogenen Daten auf Vorrat zu speichern. Die Frage ist, ob man als Foren- oder Communityseitenbetreiber bereits ein solcher Dienstleister ist.

Im allgemeinen ist das deutsche Rechtssystem absolut unflexibel und kommt mit neuen Entwicklungen und Anforderungen absolut nicht zurecht.
Wenn es aber wieder heißt, man müsse Steuergelder zur Verfügung stellen, um die Missetaten Einzelner in der Konsequenz zumindest einzudämmen, gehen Gesetzesentwürfe innerhalb von einer Woche durch alle Instanzen - das ist im Vergleich (leider) nur ein Wimpernschlag.
 
Die Bundesregierung zählt zur Exekutive.
Da hast Du wohl was verwechselt: die Bundesregierung zählt ja wohl eher zur Legislative, zu der der Bundestag und Bundesrat gehören. Die Exekutive wird durch die diversen Verwaltungsorgane und Staatsanwaltschaft, Polizie, etc. gebildet.
 
Hallo!
Wer es letztendlich durchbringt und somit zum Gesetz macht sei dahingestellt. Ich kenne die internen Seilschaften nicht gut genug, um dies beurteilen zu können. Ich gehe aber davon aus, dass dies im Club Namens Bundesregierung ausgemacht wird.

Was ich glaube, oder du glaubst spielt in der Tat nur für mich oder dich eine Rolle. Man darf dabei nur eines nicht vergessen: Was ich oder du glauben, daran sollte die gewählte Bundesregierung ein starkes Interesse haben. Ganz besonders im Hinblick darauf, wie gut sich ich oder du dich von dieser Regierung vertreten fühlt. Denn ich und du haben diese Regierung gewählt. Das könnte beim nächsten Mal ganz anders ausgehen.

mfG
Thorsten
 
Na holla, der Thread artet ja langsam in staatstheoretische Diskussionen aus. Haben wir in Deutschland tatsächlich eine Gewaltenteilung? Warum sind die Minister der Bundesregierung (demzufolge Exekutive) dann auch Mitglied des Bundestages (Legislative)? :rolleyes:
Wahrscheinlich, weil Bundesminister auch immer noch genauso in Aufsichtsräten von Auto- und Stromkonzernen sitzen? :cool:

Im übrigen hat niemand was dagegen, dass Logfiles geschrieben werden.
Nur darf man nicht ungefragt personenbezogene Daten protokollieren.
Die Frage lautet nun: Sind IP-Adressen personenbezogene Daten?

Liesse es sich technisch umsetzen, IP-Adressen aus dem Logfile wegzulassen, und z.B. stattdessen Hashes einzutragen? Wofür brauche ich überhaupt die IP-Adressen? Um das Herkunftsland des Users nachvollziehen zu können?
Oder um Foren-Spammer aussperren zu können? Oder habe ich DDoS-Attacken? Gibt es evtl. andere gesetzliche Bestimmungen, die mir das protokollieren von IP-Adressen auferlegen? (... nein, ich bin auch kein Rechtsanwalt!)

Der Gesetzgeber hat hier wieder mal gepennt. Denn sonst würden auch nicht diese widersrpüchlichen Urteile aus Berlin und München zustande kommen.

Beim Amtsgericht München ist man nun also der Meinung, dass dynamisch (:eek:) vergebene IP-Adressen nicht personenbezogen wären.
In der Urteilsbegründung geht es übrigens nicht darum, ob man denn nun anhand der IP-Adresse auch die tatsächliche Person identifizieren kann.
Nein - es geht hier nur darum, dass die "hinter einer dynamischen IP-Adresse stehenden Nutzer nur mit Hilfe des Access Providers" zu ermitteln sind. Und dies "kann nicht als normalerweise und ohne großen Aufwand durchzuführende Methode angesehen werden".

Denn gäbe es eine Methode "ohne großen Aufwand" an die Daten zu kommen (z.B. ich schreibe eine Mail an die Telekom, und möchte wissen wer am 24.05.1983 um 23:12 die IP 69.133.13.99 hatte...) dann wäre eine IP-Adresse nach diesem Urteil sehr wohl personenbezogen.

In 2007 haben Amtsrichter in Berlin noch geurteilt, "dass dynamische IP-Adressen personenbezogene Daten im Sinne des § 15 TMG darstellen. Gerade die Bestimmbarkeit einer Person sei nicht nur gegeben, wenn der Betroffene mit legalen Mitteln identifiziert werden könnte.".

Und überhaupt - warum reiten die auf dynamische IP-Adressen rum? Was ist mit statischen IP-Adressen? Bei denen werd ich genauso wenig vom Provider eine Info bekommen, wer sich hinter der IP versteckt.

Ich glaube wir sind uns hier alle einig, dass ich anhand der IP-Adresse zwar den Anschlussinhaber ermitteln könnte, aber dank eines DSL-Routers niemals die tatsächliche Person ermitteln kann.

Es wird wohl noch ein langer Weg, bis man ruhigen gewissens wirklich IP-Adressen in seinen Logfiles einbauen kann. Mich würde ja mal interessieren, wie das in anderen Ländern aussieht. Wahrscheinlich sind wir in Deutschland mal wieder Vorreiter in Sachen Datenschutz. :mad:
 
Hallo Thorsten,

Ich kenne die internen Seilschaften nicht gut genug, um dies beurteilen zu können. Ich gehe aber davon aus, dass dies im Club Namens Bundesregierung ausgemacht wird.
offiziell schon. Praktisch gibt es in Berlin neben den 614 Marionetten noch mindestens die dreifache Anzahl von Lobbyisten, Konzernvertretern usw. Die Parlamentarier können sich gar nicht in allen Dingen, über die sie zu beschließen haben so gut auskennen, dass sie jedesmal kompetent genug sind. (Man merkt es an der präzisen Gesetzeslage in Sachen IP-Logging. :rolleyes: ) Also brauchen sie ein Heer von Beratern.
Was da auf diversen Empfängen neben Champagnerschlürfen und Kaviarlöffeln noch alles abgeht, diese internen Seilschaften kannst und sollst du ja auch gar nicht kennen. Aber mit Sicherheit bekommen sie dort gesagt, wie sie bei dieser oder jener Abstimmung zu entscheiden haben.
Und du darfst nicht vergessen, dass eine ganze Reihe der Abgeordneten noch ganz nette "Nebenjobs" in Vorständen, Aufsichtsräten usw. haben. Ich gehe davon aus, der eine oder andere Interessenkonflikt ist da bewusst gewollt.



Du hast doch sicherlich gehört, wie weit unsere Kanzlerin weltweit in Sachen Klimaschutz den Mund aufgerissen hat. Aber als es um die Konsequenzen für die deutsche Autoindustrie ging, da durfte sie natürlich nicht...

Oder du merkst es ganz deutlich an den Ereignissen der vergangenen Woche. Diesmal haben nicht die Rentner oder Mittelständler ein paar Euros gebraucht, diesmal hatte eine Personengruppe mit viel Macht und Einfluss Wünsche. Und siehe da, plötzlich sind Milliarden da, die nie zuvor in irgendeinem Haushalt eingeplant waren.


Ganz besonders im Hinblick darauf, wie gut sich ich oder du dich von dieser Regierung vertreten fühlt. Denn ich und du haben diese Regierung gewählt. Das könnte beim nächsten Mal ganz anders ausgehen.
Die Hände, die die Marionetten führen, kannst du nicht wählen. Oder kann man neuerdings auch Staatssekretäre in den Ministerien wählen?


Pfiffikus,
der dir zubilligt, dass du wählen kannst, wer die Kommandos dieser Hände umzusetzen hat
 
Warum sind die Minister der Bundesregierung (demzufolge Exekutive) dann auch Mitglied des Bundestages (Legislative)? :rolleyes:
Dem ist nicht so. Viele Minister der aktuellen Bundesregierung sind MdB, aber bei weitem nicht alle, z. B. Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück und Wolfgang Tiefensee sind nicht Mitglieder des Bundestags.
 
Du passt aber auf wie ein Schiesshund. :p
Unser Innenminister und die Justizministerin (um mal die relevanten Ministerien zu nenen) sitzen trotzdem im Bundestag. So genau sollte man es mit Gewaltenteilung also nicht nehmen.
Einigen wir uns einfach darauf, dass es einen "Gesetzgeber" gibt. Dieser ist nicht die Bundesregierung, wenngleich sich Mitglieder der Bundesregierung eifrig an der Gesetzgebung beteiligen... :D
 
Nach der kleinen Politik-Stunde wollen wir auf die letzte themenbezogene Frage eingehen, die falsch beantwortet wurde:
Macht es aber nicht einen unterschied ob die Daten auf dem eigenen Server sind oder zu google auf nen US Server gehen?
Ja, genau um diesen Unterschied geht es gerade.
Die Daten, die Du selber "erhebst" liegen auch in Deinem Einflussbereich und somit bist Du dafür haftbar zu machen.
Die Daten, die an externe Dienstleister weiter geleitet werden, eben nicht. Und hier kommt das Problem der Mittäterschaft bzw. Mitstörerhaftung zum Tragen.
Es geht letztendlich nur darum seinen Hals aus dieser Schlinge zu befreien und den Surfer darauf hinzuweisen.

huschi.
 
Die Daten, die an externe Dienstleister weiter geleitet werden, eben nicht. Und hier kommt das Problem der Mittäterschaft bzw. Mitstörerhaftung zum Tragen.
Meist wird ja nur nur auf ein Bild/CSS/Javascript Datei verlinkt und die IP Adresse wird eben nicht vom Serverbetreiber an den Dienstleister weitergereicht. Wobei ich Google-Analytics nicht kenne, möglich das es da eine Sonderlösung gibt.
 
Die Daten, die Du selber "erhebst" liegen auch in Deinem Einflussbereich und somit bist Du dafür haftbar zu machen.
Die Daten, die an externe Dienstleister weiter geleitet werden, eben nicht. Und hier kommt das Problem der Mittäterschaft bzw. Mitstörerhaftung zum Tragen.

Streng genommen entstehen diese Daten ja dadurch, daß der Browser des Besuchers einen Request auf die Google-Server macht - und zwar direkt, nicht durch den Server weitergeleitet.

Die Verantwortung des Webseitenbetreibers beschränkt sich darauf, den Code in seine Seiten einzubetten.

Das wird für die großen Shared Hosting Anbieter aber eine Herausforderung.

Die haben die rechtlichen Vorgaben schon längst umgesetzt (siehe z.B. Strato)

Heikel wird's eher für die Klein- und Wohnzimmerhoster.
 
Was ich mit dem ganzen anonymisierungs Gedöns nicht verstehe, was mache ich wenn mir jemand z.B. Kinderpornos etc auf den Server schiebt, durch eine Sicherheitslücke, und dort auch fleissig verbreitet.

Dann habe ich/die Polizei doch eigentlich schon ein Interesse an einer nicht anonymisierten IP Adresse? Wie zum Geier sollen denn dann noch straftaten aufgeklärt werden? Soll sich der Beamte dann doch lieber noch ne Leberkässemmel holen, weil er kann ja eh nix machen bei anonymisierten Logs?

lg Basti
 
[...]Dann habe ich/die Polizei doch eigentlich schon ein Interesse an einer nicht anonymisierten IP Adresse? Wie zum Geier sollen denn dann noch straftaten aufgeklärt werden?[...]

Das ist letztlich immer eine Grundsatzfrage.
Warum Online-Durchsuchungen, Kameraüberwachung an jedem öffentlichen Platz/Ort, Speicherung von Verbindungsdaten auf Vorrat etc. pp kritisieren? Schließlich kann durch solche Maßnahmen eine Straftat aufgeklärt oder gar verhindert werden.
 
Sorry ich komm mir grad bisserl verarscht vor (nicht von Euch *g*), aber das wär ja so als ob die Überwachungskameras in den Banken automatisch nen schwarzen Balken vors Gesicht machen würden auf dem Video :confused: Die IP Adresse ist doch der einzige (vor Gericht?) verwertbare Beweis bei einem Einbruch auf dem Server?
 
Du bringst es damit auf den Punkt!
Es geht nämlich nicht darum, was Real, eine reale Bedrohung der Persönlichkeitsrechte oder sonst was ist.
Es geht einzig und allein darum, was unwissende Gesetzgeber und unwissende Gesetzeshüter (inkl. Abmahnanwälte) in solche Dinge rein interpretieren und durchsetzten.

Und deshalb stehen wir Server-Admins und Webmaster theoretisch immer mit einem Bein im Gefängnis. Wenn es auch noch jemand wagt ein öffentliches Forum zu betreiben kann dort bereits schon mal Platz nehmen. (Wink @Thorsten!)

huschi.
 
Da ja nie jemand sicher sagen kann wer welchen Beitrag verfasst hat, ist Thorsten eigentlich immer dran als Betreiber wenn ich das so richtig verstehe.
 
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