Cogent & Level3 - Leitungen gekappt!

Achtung Scherzartikel!

Hallo,

prinzipiell eine sehr interessante Sache, die, wie ich glaube richtungsweisend für die künftige (Preis)Entwicklung des Internets sein könnte. Da gibt es einige Dinge, die mich wirklich interessieren würden.

Man stelle sich mal vor, FirmaA bietet gleiche Dienstleistung/Produkt wie FirmaB an. FirmaA+B vereinbaren deshalb, dass bei gegenseiteigem Nutzen, keinerlei Kosten anfallen, sondern die Leistungen gegeneinander aufgehoben werden. Wieso tut man soetwas?

Der erste Gedanke der mir da kommt, ist der finanzielle Hintergrund und gleich danach die gigantischen Möglichkeiten einer solchen Konstellation. Werden Gewinne, aus den erbrachten Leistungen, welche von FirmaB in Anspruch genommenen wurden, von FirmaA (und andersherum), versteuert? Wenn nicht, ist das nicht überhaupt der eigentliche Vater des Gedankens; man versucht knallhart Steuern einzusparen, kann dadurch mit besten Konditionen am Markt auftreten und verschafft sich somit einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil (geteilte Marktherrschaft), welchen andere Mitbewerber logischerweise niemals erreichen können. Sind auch deshalb die Trafficpreise in der Vergangenheit gesunken?

[Fantasieschalter = "an"]

angenommen, FirmaA und FirmaB handeln nun einen "spezial Deal" aus...

ChefA: Hey ChefB, will richtig lecker Schwarzbrot backen...
ChefB: klar, ich auch, wie?
ChefA: mh, wir erhöhen einfach unsere Preise um den Faktor 10...
ChefB: hä, wie meinste? dann kauft doch keiner die teure Scheisse!
ChefA: doch, Du! und ich natürlich ;)
ChefB: du meinst, ich kauf deine künstlich teuere Scheisse und du dafür meine? Und da wir gegenseitig aufrechnen, haben wir ein teures Produkt, das uns selbst kaum etwas kostet und wir es weiterhin günstigst auf den Markt werfen?
ChefA: exakt!
ChefA+B: sich kräftig gegenseitig die Schwänze... äh Hände schütteln
---
So, ich KundeA kaufe nun bei FirmaA folgende Dienstleistung/Produkt ein: Transfer von Daten zu KundeB von FirmaB zu 10 Euro/1TB. Somit sind im Rechnungsbetrag von 11,60 also 1,60 MwSt enthalten, die FirmaA für mich ans Amt abführen muss).

FirmaA "kauft" bei FirmaB 1TB Traffic zu exakt 10 Euro ein, also 11,60 brutto. Hier spricht man dann glaube ich von einem "durchlaufenden Posten". Gewinn und somit anfallende Umsatzsteuer entstehen diemal bei dem schlechten HEK von 10,00/1TB leeeiiiider ;) nicht. FirmaB mit KundeB tut ihrerseits selbiges.

FirmaA+B rechnen also folgend ab:

Umsatz aus erbrachten Leistung mit KundeA/B +10,00
Einkauf von Fremdleistungen von Firma_A/B -10,00
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MwSt aus Dienstleistungsgeschäft mit KundeA/B + 1,60
MwSt aus Dienstleistungsgeschäft mit Firma_A/B - 1,60

... viel bleibt da dem Staat nicht.

Warenkosten, Herstellungskosten, Lagerhaltungskosten, Transportkosten, Risikokapital für Auftragsfinanzierungen und ähnliche Belastungen existieren in diesem Gewerbe irgendwie nicht massgeblich. Die Kosten für Betriebsmittel, also paar Router, Bridges, Loadbalancer, Server und Kabel --pfff ... Krimskrams, wird eh alles bei FirmaX gemietet/gekauft. Obendrein sind das alles Betriebsmittel, welche sich fein von der Steuer absetzen lassen. Am Monatsende gibts noch`ne kleine Gutschrift vom Vater-Staat, kann man auch gut gebrauchen, in diesen harten Zeiten, wo Traffic vom Vertragspartner sooo teuer ist, dass kein Gewinn über bleibt. Und welcher Finanzbeamte könnten sich da schon auf seinen Durchblick in den Abrechnungsmodalitäten mit den Vetragspartner verlassen, ein paar verschobene Bits und Bytes fallen selbst manch Profi in diesem Gewerbe nicht auf. Dieses Byte kann aber die Differenz zwischen 1.000 TB und 1.000.000.000 TB sein. Man kann die Leistung nicht sehen, nicht fühlen, nicht riechen, nicht anfassen, ausschliesslich messen ... und Messfehler gibt es ja immer mal wieder. Den Fehler dann auch noch finden wenn zwei Messstellen den gleichen Messfehler machen... höööchst unwahrscheinlich. Und selbst wenn, schlecht geroutete Pakete gibt es in der Praxis nicht zu selten. Einfach geil! dieses Gewerbe.

Ist das der Grund, warum nur grosse Carrier existieren? Ist diese Konstellation nicht prädestiniert dafür, ein gigantisches Monopol zu erschaffen?

Die Sache mal andersherum aufgefädelt, was würde passieren, wenn den Carriern untersagt wird, Leistungen mit Gegenleistungen zu bezahlen? Oder sich die Carrier in die Haare bekommen (uups!), weil ja FirmaA die das Produkt, welches sie ihrem KundeA (in den Augen von FirmaB zu billig) verkauft, eigentlich von FirmaB teuer geliefert und bezahlt wird. Ich glaube ich verstehe, warum sich ChefB ein klitzekleinwenig aufregt und sein Schw*** nicht mehr ganz so hart steht, denn ihm wurde klar, dass eigentlich er die neuen Privatjets seines Vertragspartners, mit den 10 supergeilen Stewardessen in Strapse finanziert hat.

Aber dem nicht genug, damit der Kick beim F*ck auch geil ist, müssen die Schnecken beim Lecken richtig lecker schmecken; um das zu finanzieren macht man es wie der andere grosse "Carrier"-Boss der FirmaDB, dem finanziert der Staat nämlich die Neubauanlagen. (Es besteht ja schliesslich öffentliches Interesse und der Nutzen) Ausschliesslich für Wartung und Instanthaltung muss diese Firma selbst bezahlen. Und weil dem so ist, lässt man einfach alle Anlagen verrecken, bis diese nicht mehr Instand zu setzen sind; Neubau als Folge!. Clever U.M., so spart man!

Ist dann nicht zu erwarten, dass die Trafficpreise erstmal ins Uferlose steigen, weil eben alles regulär abgerechnet werden muss? Ölkrise... Traffickrise... Durchblutungsstörungen ;)

[Fantasieschalter = "aus"]

Habe heute morgen vielleicht auch nur zuviel Kaffee getrunken ;)

GrußTom
(der auch sehr gern Carrier sein will)
 
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http://www.heise.de/newsticker/meldung/64759

Carrier-Krach: Level 3 peert vorläufig wieder mit Cogent

Der IP-Carrier Level 3 tauscht vorläufig wieder Traffic mit Cogent aus. Level 3 hatte das Peering mit dem Netz des Konkurrenten am 5. Oktober gestoppt und damit bei Kunden beider Unternehmen für viel Ärger gesorgt. Für viele von ihnen waren plötzlich Kunden des jeweils anderen Carriers nicht mehr zu erreichen, weil die Routen ins Leere führten.
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Die Netztrennung hatte zu einigen Schlagzeilen in den USA geführt, weil sie der Öffentlichkeit wieder einmal vor Augen führte, dass die Qualität der Internet-Infrastruktur in den Händen einiger weniger Privatunternehmen liegt. Befürworter einer staatlich regulierten Peering-Politik haben dadurch Auftrieb bekommen.

Offenbar möchte Level 3 in den Medien nicht als Bad Guy dastehen und räumt Cogent nun eine Frist bis zum 6 November ein, bevor das "Depeering" endgültig vollzogen wird. Man sei weiter offen für eine Einigung mit Cogent, betonte die Geschäftsführung. Außerdem sei die Maßnahme nicht aus heiterem Himmel gekommen, wie es Cogent dargestellt habe. Vielmehr habe Level 3 seinem Mitbewerber erstmals am 18. Juli dieses Jahres darüber informiert, dass man gedenke, das Peering zu stoppen. Beobachtungen des Cogent-Routings belegen in der Tat, dass der Carrier lange vor dem Depeering begonnen hatte, Routen zu ändern, um das Level-3-Netz zu umgehen.

Sureel Choksi, Vice President von Level 3, erläuterte in einer Mitteilung den Grund für das Depeering von Cogent. Demnach sei ein kostenneutraler IP-Datenaustausch mit dem Mitbewerber nicht mehr möglich, weil Cogent seit 2005 wesentlich mehr Traffic über das Level-3-Netz schicke als umgekehrt. "Ohne dafür zu bezahlen nutzte Cogent in den letzten sechs Monaten wesentlich mehr unser Netzwerk als wir ihres. Wir hielten es für unfair, dass wir Cogents Business finanzieren sollen."

Man habe mit Cogent-Chef Dave Schaeffer mehrfach über dieses Missverhältnis gesprochen und die Abschaltung angekündigt, falls Cogent nicht im Rahmen eines neuen Vertrags für den Mehr-Traffic bezahlen werde. Auch als der Termin für die Abschaltung genannt worden sei, habe Cogent weder seine Kunden informiert noch Notfallpläne erstellt.

Cogent ist in der Carrier-Branche wenig beliebt, weil das Unternehmen Internet-Zugänge über sein großes Glasfasernetz zu extrem günstigen Discount-Preisen zur Verfügung stellt und damit das Preisgefüge auf dem Markt gehörig durcheinander wirbelt. Bereits im April hatte die France Telecom ihr Netz von Cogent getrennt, Level 3 galt damals schon als nächster Kandidat für eine solche Maßnahme. Als Nächstes könnte nun laut Branchengeflüster die Deutsche Telekom folgen. (hob/c't)
 
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