Bankfusion

Raven6299

Member
Hallo zusammen,

unsere Ortsansässige Sparkasse fusioniert mit einer weiteren im Nachbahrort. Soweit sogut, durch diesen Prozess ändert sich allerdings die BLZ und damit automatisch meine IBAN. Da ich natürlich laufende Lastschriften habe (Telefon, Versicherung, etc.....) steht mir ein enormer Aufwand bevor alle zu benachrichtigen. Jetzt würde mich mal interessieren wie das so gehandhabt wird. Ich habe nämlich auf Webseiten anderer fusionierender Banken gelesen, dass die offenbar von sich aus Gläubiger mit bestehenden Lastschriftverträgen anschreiben und über die Änderung informieren so dass der Kunde nichts zu tun hat. Ist das gängige Praxis oder eher die Ausnahme? Gelesen habe ich das beispielsweise bei einer Raiffeisenbank:


Bei Lastschriften/Abbuchungsaufträgen/Gehalts- oder Rentenzahlungen werden viele Auftraggeber und Zahlungsempfänger direkt und kostenfrei durch uns benachrichtigt. Sonstige eingehende Gutschriften bzw. Abbuchungen werden aber auch noch für einen Übergangszeitraum auf Ihre neue Kontonummer weitergeleitet.

Für mich liest sich das so dass die Bank das automatisch für den Kunden erledigt (immerhin weiß die Bank ja auch über die Einzugsermächtigungen bescheid,oder ?) Meine Arbeitskollegin die bei uns in der Firma für die Buchhaltung zuständig ist, hat auch gesagt dass ein Geschäftskonto von der Fusionierung betroffen war und sie dort auch selbst keinen Gläubiger angeschrieben hat und das offenbar dennoch korrekt weiterläuft. Lediglich bei allen nachfolgend abgeschlossenen Verträgen wird natürlich die geänderte IBAN angegeben.
Ist jetzt wirklich Smalltalk, aber vielleicht hat ja der ein oder andere hier den Spass schonmal selbst mitgemacht *g* Wie ist denn da so die gängige Praxis?

Grüsse
 
Ich glaube nicht, dass es da eine gängige Praxis gibt und selbst wenn Dir hier jemand sagt: "bei mir war das so", kannst Du dich nur auf die schriftliche Aussage Deiner Bank verlassen.
Von daher wäre es vernünftig, wenn Du einfach eine Mail schreibst und um Klärung bittest, die Bank kann Dir nämlich verbindliche Auskünfte geben.

Das Problem dürfte auch sein: die Bank hat sicherlich nicht die Adressen aller Gläubiger. Sie werden das - wenn überhaupt - wohl nur bei bekannten Größen wie der Telekom oder diversen Versicherungen machen. Das scheint auch in dem Zitat ausgedrückt zu werden, da ist ja die Rede von "viele Auftraggeber und Zahlungsempfänger".
 
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Ist jetzt wirklich Smalltalk, aber vielleicht hat ja der ein oder andere hier den Spass schonmal selbst mitgemacht *g* Wie ist denn da so die gängige Praxis?
Yepp, habe ich und zwar bereits 2mal von der anderen Seite aus; nämlich als Bankmitarbeiter, der solche Fusionen projektbegleitend geprüft hat (IT-Bereich). Wenn Du also weitere Detailfragen hast, nur zu.

Grundsätzlicher Hinweis: Wende Dich an Deinen persönlichen Bankberater. Üblicherweise wird im Rahmen der Vorbereitung einer technischen Fusion ein entsprechendes Kommunikationspaket erarbeitet, wo alles für die Kunden drin steht.

Für einen gewissen Zeitraum (meist 2-3 Jahre) wird im RZ eine Art Kontobrücke/Übersetzungstabelle (Alt-Neu) vorgehalten, so dass wenn Zahlungsvorgänge mit alten Angaben eintrudeln, diese automatisch in neu übersetzt werden. Ich meine, dass solche Vorgänge auf dem Kontoauszug auch mit einem Hinweis versehen sind, eine Korrektur zu veranlassen.

Und ja, i.d.R. erhalten die großen Arbeitgeber, Versicherer, Rentenstelle, Energieversorger u.v.m. eine Liste mit den geänderten Daten, die automatisiert verarbeitet werden kann. Aber dafür müssen - aus Gründen des Arbeitsaufwandes - mind. x Kunden bei dem betreffenden Unternehmen whatever sein. Z.B. für die Mitgliedschaftsgebühr in einem kleinen Verein wirst Du selber die Änderung anzeigen müssen.
 
Vielen Dank, das ist ja super wenn hier gleich ein Insider am start ist :)
Aha also gibts da quasi öffentliche Listen in denen BLZ Änderungen vermerkt sind, oder? Ja dass der kleine öffentliche Verein im Ort benachrichtigt werden muss ist verständlich :) (Wobei ich auch ab und zu mal gelesen habe dass sogar bei manchen Banken diese mit inbegriffen sind)

Aber es geht mir schon eher um Größen wie Versicherungen, Telekommunikationsanbieter wie Telekom oder auch 1&1 z.B. oder nennen wir noch 1blu über die mein Server läuft. Oder auch ganz wichtig das Finanzamt.... Solche Unternehmen haben dann Zugriff auf diese Listen, oder?

In der Mail die ich von meiner Bank bekommen habe stand nur dass derzeit noch nicht ganz fest steht wie die Unternehmen benachrichtigt werden....
 
Es gibt keine öffentlichen Listen schon aus Datenschutzgründen nicht. Nur die Änderung der BLZ inkl. der geänderten Bankbezeichnung wird über die Bundesbank publiziert.

Die Festlegung und der Umfang des Informationsprozederes wird immer individuell festgelegt. Da gibt es keine allgemeinen Regeln und Vorgehensweisen. Auch der Umfang, also welche Unternehmen informiert werden, ist individuell. Da kannst Du nur bei Deiner Bank nachfragen.

Es kann auch vorkommen, dass Kontonummer angepasst werden müssen, weil sie bei beiden Instituten vergeben sind. All das wird Dir aber die Bank mitteilen. Da aber in jedem Falle ein Überleitungstabelle eingesetzt wird, ist das alles nicht zeitkritisch.
 
Wenn ich noch eine kurze Frage zu dem Thema stellen dürfte ^^

Wie funktionieren dann diese Umzugsservices? Es gibt ja Banken, die bieten ja einen Kontoumzug an (z.B. wechsel von Bank A nach Bank B). Darin enthalten sind oft die Benachrichtigung an Gläubiger.
http://www.welches-girokonto.de/kontoumzugsservice-hilft-beim-bankwechsel/

Weisst du wie es festgestellt wird, wer da abbucht? Ist das nicht ein riesen Aufwand für die Bank B hier die Kontoauszüge zu durchforsten und Kontaktdaten der Gläubiger ausfindig zu machen und anzuschreiben? Oder geht das mittlerweile automatisiert?
 
Ich habe bei meinem Umzugswechsel entsprechende Vordrucke (frankiert erhalten)
Da musste ich nur noch die Adresse eintragen und konnte im Schreiben noch Dinge wie Kundennummer oder Vertragsnummer ausfüllen.

Das ging relativ zügig, aber ist natürlich immer noch ein wenig Arbeit gewesen.
 
Aha, ok na da bin ich mal gespannt wie das so läuft.

Was ich nur noch nicht verstehe (OK ich bin Techniker und kenne mich im Finanzsektor nicht so aus) ist warum die IBAN nicht einfach so übernommen wird? Rein technisch wäre es doch sicherlich kein Problem beide parallel laufen zu lassen. Die Deutsche Bank beispielsweise bietet ja einen Umzugsservice an, bei dem die Kontonummer und BLZ einfach mitgenommen wird.
https://www.deutsche-bank.de/pfb/co...es-nutzen_umzugsservice.html?cookieTest=check
 
...Weisst du wie es festgestellt wird, wer da abbucht? Ist das nicht ein riesen Aufwand für die Bank B hier die Kontoauszüge zu durchforsten und Kontaktdaten der Gläubiger ausfindig zu machen und anzuschreiben? Oder geht das mittlerweile automatisiert?
Automatisiert nix, weil die neue Bank ja noch keine Zahlungsverkehrsdaten hat. Für die üblichen Verdächtigen (Telekom usw.) gibt es natürlich Adresslisten. Wenn eine Bank dabei aktive Unterstützung anbietet, wird sich jemand in der Marktfolge hinsitzen, manuell durchschauen und per EDV-unterstützt entsprechende Vordrucke ausfüllen.


Was ich nur noch nicht verstehe (OK ich bin Techniker und kenne mich im Finanzsektor nicht so aus) ist warum die IBAN nicht einfach so übernommen wird? Rein technisch wäre es doch sicherlich kein Problem beide parallel laufen zu lassen. Die Deutsche Bank beispielsweise bietet ja einen Umzugsservice an, bei dem die Kontonummer und BLZ einfach mitgenommen wird.
https://www.deutsche-bank.de/pfb/co...es-nutzen_umzugsservice.html?cookieTest=check
Ich nehme an, Du spielst auf eine Art Rufnummernmitnahme wie im Telko-Bereich an. Warum das im Bankenbereich nicht so einfach geht, hat diverse praktische Gründe:

Erstens jede Bank hat ein System zur Bildung der Kontonummern, so dass man auf den ersten Blick erkennen kann, um was es sich handelt: Girokonto, Kredit, Sparbuch ... Technisch wäre das nicht notwendig aber für's praktische Handling ist das halt besser.

Die Analyse von Zahlungsverkehrsströmen würde erschwert, weil zusätzlicher Aufwand betrieben werden müsste, um festzustellen ob das nun eigener Kunde, inhouse-Vorgang ist oder nicht.

Bei einem Telko-Anbieter bist Du es gewohnt bei Vertragsangelegenheiten über die Kundennummer und ggf. Vertragsnummer zu kommunizieren. Bei einer Bank hast Du natürlich auch eine Kundennummer, nur die wenigsten dürften die kennen und Vertragsnummer ist hier gleich Kontonummer. Kontonummer + BLZ = Zieladresse; bei Telkos Telefonnummer = Zieladresse. Bei den Telkos war das schon immer so, daher sind deren Systeme von Anfang an darauf eingerichtet. Das würde eine grundlegende Änderungen in den Banksystemen und der Abwicklung des Zahlungsverkehrs bedeuten. Ich weiß auch in was das zum Teil bei uns programmiert ist, da geht keiner freiwillig ran, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Kontonummern dürfen nach einer gewissen Frist (10 Jahre) wiederbelegt werden. Das wäre dann nicht mehr so einfach möglich, da Du z.B. ein Girokonto ein Leben lang führen wirst. Und es gibt definitiv mehr Konten als Telefonnummern ;) Die Nummernkreise sind nicht unendlich und auf Grund entsprechender Standards können wir nicht einfach mal so die Kontonummern von 10 auf 12 Stellen erweitern.

Mit § 24c KWG wurde ja das Bankgeheimnis in Deutschland praktisch abgeschafft. Auch diese Schnittstellen zum automatisierten Abfragen von Konten-/Kundendaten durch Behörden müssten umfangreich angepasst werden.

Die Angabe der Deutschen Bank ist da etwas Blendwerk, das funktioniert nämlich nur innerhalb der Deutschen Bank, was auch logisch ist, weil sowieso alles zentral in deren RZ aufläuft.
 
TerraX, willst du nicht mal ein Buch darüber schreiben? :)
Die technischen Details bei den Banken und vorallem das warum und wieso es so ist wie es ist, interessiert bestimmt noch mehr. ;)
 
TerraX, willst du nicht mal ein Buch darüber schreiben? :)
Die technischen Details bei den Banken und vorallem das warum und wieso es so ist wie es ist, interessiert bestimmt noch mehr. ;)

Och iwo, ich glaube das wäre weitaus weniger spannend als so manch einer vermutet. Dafür geht es in der Banken-IT viel zu konservativ zu. :)

Ahh, vielen Dank für die wirklich umfangreiche und umfassende Antwort :) Jetzt wird das langsam klar :)
Das waren nur ein paar Punkte. Kurzfassung: das gesamte Interbanken-Clearingsystem müsste neu aufgestellt werden und das ist weitaus komplexer als die Netze von einer Handvoll Netzbetreiber zu koordinieren immerhin gibt es weitaus mehr Banken als Netzbetreiber ;) Selbst bei kleinen Änderungen wird hier Beamten-Mikado gespielt und zwar die Hardcore-Fassung :)

Du hast sicherlich von den diversen Amok-laufenden Algorithmen beim High-Frequency-Trading an der Wall Street gehört? Das sind binnen Sekunden und Minuten Millionen verbrannt worden. Das sind Peanuts im Vergleich dazu, was über die Clearing-Systeme tagtäglich bewegt wird. Schon die Einführung von SEPA hat Jahre an Vorlauf benötigt.
 
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Ja das kann ich mittlerweile nachvollziehen :) Immerhin gehts ja hier auch um Geld, da soll das System schon funktionieren. Was evtl. wirklich toll wäre, wäre so eine Update Schnittstelle. Z.B. gerade bei so Übergängen wenn 2 IBAN Nummern aktiv sind. Lastschriftransaktion wird über die auslaufende IBAN durchgeführt und dann bekommt das System um Zuge der Transaktion die geänderte IBAN mit und wird beim Zahlungsempfänger dann eingetragen. :D
 
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